Wie kann ich einem Trauernden Menschen begegnen?

Trauernde Menschen wollen kein Mitleid, sie brauchen Trost, Hoffnung, denn ihre Welt hat sich für sie verdunkelt. Im Folgenden findest Du einige Hilfestellungen für den Umgang mit trauernden Menschen, denn oftmals sind wir hilflos und wissen nicht, was wir ihnen als Trost sagen können.

  • Sag ihr/ihm, dass Du auch sehr traurig bist über den Tod von ihrem/seinem geliebten Menschen.

  • Schreibe ihr/ihm eine Trauerkarte, die anders ist, als die üblichen Kondolenzschreiben und Beileidswünsche. Gehe aus sie/ihn persönlich ein, schreib ein schönes Gedicht dazu und einen persönlichen Brief. Dies wird ihr/ihm ein erster kleiner Trost sein.

  • Du kannst ruhig offen sagen, dass Du für sie/ihn da sein möchtest, dass Du aber nicht weißt, wie Du da sein kannst. Bitte sie/ihn, Dir zu sagen, was ihr/ihm gut tun würde.

  • Auch wenn sie/er nichts Konkretes nennen kann oder Deine Hilfe sogar mal ablehnt, geh immer wieder auf den Trauernden zu und biete Deine Hilfe an. Diese Hilfe kann sich auch auf ganz banale Dinge beziehen, wie z.B. einkaufen, kochen, putzen, bügeln.

  • Begleite sie/ihn zu Behördengängen, denn oft sind diese nach dem Tod eines geliebten Menschen sehr unangenehm, weil der Trauernde dazu befragt wird bzw. Angaben machen muss. Steh ihr/ihm bei diesen Dingen bei.

  • Bei der Vorbereitung der Trauerfeier kannst Du auch behilflich sein. Gemeinsam mit ihr/ihm Musik aussuchen, die der Verstorbene gerne hatte, oder die Trauerrede vorbereiten. Ein hilfreicher Ratgeber zum Erstellen einer Trauerrede ist "Die Trauerfeiervon Georg Schwikart.

  • Auch bei der Beerdigung kannst Du für sie/ihn da sein, eine "Stützesein. Frag, ob sie/er Dich braucht, oder ob Du einfach in der Nähe sein sollst und kommen sollst, wenn sie/er Dich braucht.

  • Es gibt viele Bücher über die Trauer. Schenke ihr/ihm eines, damit sie/er sich mit dem Thema Trauer auseinandersetzen kann.

  • Informiere Dich auch über Trauer und versuche behutsam mit ihr/ihm darüber zu sprechen.

  • Rege immer wieder ein Gespräch über den verlorenen Menschen an. Sprich über Deine Erinnerungen, es wird ihr/ihm gut tun, wenn sich andere auch an ihn/sie erinnern und ihn/sie vermissen. Vielleicht wirst Du am Anfang alleine sprechen, mit der Zeit wird das anders werden.

  • Achte darauf, dass sie/er weint bzw. den Gefühlen freien Lauf lässt und dass sie/er die Trauer nicht verdrängt.

  • Dränge sie/ihn nicht, die Trauerphase abzuschließen. Jeder muss hier sein eigenes Tempo finden.

  • Es gibt viele Bücher mit tröstenden Worten. Trauernde suchen nach Trost und Hoffnung. Oftmals sind hier Bücher mit Texten, Geschichten und Gedichten sehr hilfreich. Du findest sehr viele Literaturvorschläge in unserer Leseliste.

  • Ermuntere sie/ihn dazu, sich einer Trauergruppe anzuschließen oder sich im Internet mit Menschen, die ein ähnliches Schicksal haben, auszutauschen. Meistens ist es so, dass sich Trauernde von anderen Trauernden am besten verstanden fühlen.

  • Wenn sie/ er möchte, dass die Kleidung des verstorbenen Menschen aussortiert werden soll, dann hilf ihr/ihm dabei. Mache den Vorschlag, dass sie/er ein besonderes Teil aufbewahrt.

  • Schreibe ihr/ihm hin und wieder eine Grußkarte mit einem schönen Gedicht, Spruch oder einem lustigen Bild. Auch über eine sms freut sie/er sich vielleicht. Im Internet findest du eine Unmenge an Zitaten über Trost, Trauer, Hoffnung, Liebe etc. .Es ist gut, wenn der Trauernde merkt, dass jemand an ihn denkt.

  • Begleite sie/ihn bei Grabbesuchen. Frag, ob Du mit ans Grab gehen sollst, oder ob Du etwas weiter weg warten sollst. Lass ihr/ihm so viel Zeit, wie sie/er sich nehmen will.

Wie kann man trauernden Kindern begegnen?

  • Jedes Kind trauert anders! Man darf trauernden Kindern nicht mit seinen eigenen Massstäben begegnen. Kinder trauern oft auch im Spiel. Wenn sie also spielen heisst das nicht, dass sie nicht traurig sind oder den Verstorbenen schon vergessen haben.

  • Kinder brauchen ihren Rahmen! Wenn ein lieber, vertrauter Mensch gestorben ist, ist für das Kind plötzlich alles anders. Daher ist es wichtig, dass der Rest im Leben des Kindes so wenig wie möglich verändert wird. Der normale Tagesablauf mit den gewohnten Essenszeiten, die Nachmittagsaktivitäten und auch der Schulbesuch sollten in dem Maße, wie es eben möglich ist, eingehalten werden.

  • Ob eine Teilnahme an der Beerdigung sinnvoll ist, hängt vom Alter und vom seelischen Zustand des Kindes ab. Grundsätzlich gilt, dass das Kind die Chance erhalten sollte, Abschied vom Verstorbenen zu nehmen. Ob es nun im Rahmen der Beerdigung ist oder bei einem persönlichen "letztenBesuch ist Entscheidungssache der Erziehungsberechtigten. Keinesfalls sollten Kinder ganz davon ausgeschlossen bleiben. Sie können eine Bild malen, ein Gedicht schreiben, Blumen pflücken oder ein Lieblingsstofftier dazu legen. Kinder haben hier oft tolle Ideen. Auch die Kinder sollen das Gefühl haben beteiligt zu sein und noch etwas tun zu können.

  • Auch bei der Grabpflege kann man Kinder gut einbeziehen. Sie dürfen eine Pflanze aussuchen, die sie dann auch immer pflegen oder sie suchen eine schöne kleine Figur aus, die auf dem Grab stehen darf.

  • Informiere Dich in einem Buch über die Trauer von Kindern in den verschiedenen Altersstufen. In unserer Bücherliste gibt es ein reichhaltiges Angebot an Büchern, die über Kinder und Trauer informieren.

  • Es gibt viele Bilderbücher und Jugendbücher, die Kindern und Jugendlichen in ihrer Trauer weiter helfen können. Auch hier möchte ich auf unsere Leseliste verweisen.

  • Kinder brauchen kein Mitleid! Sie wollen ernst genommen werden in ihrer Trauer. Sprich offen mit ihnen über ihre Ängste und ihre Gedanken.

  • Auch über die Todesart sollte man offen mit den Kindern sprechen. Oft hören Kinder Gerüchte und Getuschel von Erwachsenen und das ist viel schlimmer als ein offenes Gespräch vorher.

  • Hilf den Kindern ihre Erinnerungen an den Verstorbenen wach zu halten. Lass ein schönes Foto des Verstorbenen nachmachen und bastle mit dem Kind einen schönen Rahmen oder kauf gemeinsam mit dem Kind einen.

  • Achte darauf, dass das Kind seine Trauer lebt und nicht verdrängt. Dazu gehören Wut und Zorn ebenso wie Tränen.

  • Vielleicht gibt es eine Trauergruppe für Kinder bzw. Jugendliche in der Nähe. Das wäre eine gute Möglichkeit mit anderen trauernden Kindern zusammen zu kommen. Das muss das Kind aber wollen, zwingen hilft da nichts.

  • Kinder brauchen Rituale. So könnte man z.B. zusammen einen Luftballon mit einem Briefchen daran steigen lassen oder ein kleines Boot, aus einer Baumrinde gebastelt, mit einem Kerzchen als Gedenken an den Verstorbenen in einen Fluss setzen.

Dies sind nur einige Hilfestellungen. Wir werden diese Liste ständig erweitern, vervollständigen können wir sie wohl nie, denn jedes Kind und jeder Mensch hat andere Bedürfnisse.

 

(c) 2005 Kerstin Müller, Aachen
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